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Wildtiere benötigen im Winter Ruhe

16. Dezember 2020

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Fehlende Äsung sowie wiederholte Beunruhigung führen zu Wildschäden und hohen Fallwildzahlen. NÖ Jagdverband appelliert daher, Lebensräume der Wildtiere zu respektieren.  

Im Winter haben Wildtiere vor allem drei Bedürfnisse: Ruhe, Äsung und Deckung. Werden diese nicht ausreichend gedeckt, kommt es zu Wildschäden, hohen Fallwildzahlen oder zum Abwandern der Tiere. Der NÖ Jagdverband appelliert daher, die Lebensräume der Wildtiere zu respektieren, sich im Wald ruhig zu verhalten und Hunde anzuleinen. Um Störungen zu vermeiden, sollten die vorgegebenen Routen und Wege keinesfalls verlassen werden, da Wildtiere abseits von diesen nicht mit Menschen rechnen und flüchten. Die Überlebensstrategien der Wildtiere und das Äsungsangebot führen dabei zu einer schnelleren Erschöpfung, die auch lebensbedrohlich werden kann. Das Anleinen dient auch dem Schutz der Hunde, denn momentan ist Hauptrauschzeit beim Schwarzwild, das dadurch unruhiger ist.

Hirsch und Reh leiden unter Störungen

Im Winter und vor allem bei hoher Schneelage achten Jägerinnen und Jäger auf höchstmögliche Ruhe im Revier. Denn beim Rot- und Rehwild setzt im Winter eine Energiesparphase ein, die bis ins Frühjahr anhält. Dabei zehren die Wildtiere von den Fettreserven und kommen so mit weniger Äsung aus. Rehwild kann daher durch ständiges Fluchtverhalten in eine lebensbedrohliche Stoffwechselsituation kommen. Rotwild wiederum kann bei Störungen durch z.B. Tourenskigeher in suboptimale Einstände verdrängt werden und dort Verbiss- und Schälschäden verursachen.

Um dem vorzubeugen, füttern die Jägerinnen und Jäger in Notzeiten zu und gleichen so die fehlende natürliche Äsung aus. Das ist insbesondere in höheren, äsungsarmen Lagen notwendig, da das Rotwild sein Winterverhalten an den Menschen anpassen musste. Durch starke Besiedelung und Verbauung der Landschaft ist es von seinen natürlichen Überwinterungsräumen in den tieferen Lagen abgeschnitten und verbleibt oftmals ganzjährig in seinen Sommereinständen.

Auch Rehe haben eine besondere Strategie: Sie schließen sich in wenig strukturierten Lebensräumen zu großen Gruppen zusammen. So können sie ausreichend Äsung aufnehmen und das Raubdruck-Risiko minimieren, da das einzelne Reh weniger Zeit zum Sichern aufwenden muss.

Gamsbestand durch frühen Wintereinbruch beeinträchtigt

Gams bleiben bei günstiger Wetterlage lieber in sonnigen Höhen. Bei Wetterumschwüngen wechseln sie aber frühzeitig in tiefere Lagen. Entscheidend für das Aufenthaltsgebiet sind Windschutz, eine geringe Schneedecke und ausreichendes Äsungsangebot. Dies insbesondere deshalb, da unbeschlagene Geißen erneut brunftig werden und der Brunftbetrieb anhält. Die Platzböcke haben durch die Hauptbrunft allerdings schon einige Kilogramm Körpergewicht verloren und müssten eigentlich wieder zu Kräften kommen, bevor der Hochwinter einsetzt. Ein strenger Vorwinter fordert daher besonders unter alten Gamsböcken einen hohen Tribut. Mit dem Nachwuchs des nächsten Jahres gibt es einen weiteren Verlierer: Je später das Kitz gesetzt wird, desto weniger Zeit bleibt, um sich für den Winter zu rüsten.

Schwarzwild im Liebesrausch

Die Rauschzeit, die im Regelfall im November einsetzt, dauert noch bis in den Jänner hinein an und ist abhängig vom Ernährungszustand und der Anzahl rauschender Bachen. Die Leitbache bewirkt, dass aufgrund von Sexuallockstoffen auch die anderen Bachen der Rotte gleichzeitig rauschig werden. Durch die Duftstoffe werden die sonst einsiedlerisch lebenden Keiler angelockt und bleiben während der Rauschzeit bei den Rotten. Treffen gleich starke Keiler aufeinander, kann es zu heftigen und lang andauernden Kämpfen mit schweren Verletzungen kommen. Der Keiler nimmt während der Rauschzeit nahezu keinen Fraß auf und verliert bis zu 20 Prozent seiner Körpermasse.

Niederwild braucht Äsung und Deckung

Ausreichende Äsung und Deckung sind für das Niederwild in strengen Wintern meist Mangelware. Vor allem Hase und Fasan können in deckungsarmen Feldrevieren leicht in eine Notsituation geraten, die sie zum Abwandern zwingt. Die Jägerinnen und Jäger versuchen daher über das gesamte Jahr, ihnen mittels Biotophege natürliche Äsung und Deckung zu bieten. Wenn sowohl Einstand als auch Äsung in Form von Zwischenfrüchten fehlen oder der Boden mit einer geschlossenen Schneedecke bedeckt ist, bedarf es trotzdem einer zusätzlichen Fütterung. Die Jägerinnen und Jäger beschicken dazu regelmäßig die zahlreichen, gut über das Revier verteilten Futterstellen und Schütten.

Eine andere Strategie verfolgt das Rebhuhn, das sich in Scharen zusammenschließt und teilweise Höhlen in die Schneedecke gräbt. Bei fehlendem Schnee stehen sie dicht aneinandergedrängt und wärmen sich gegenseitig im Windschutz von Bodenunebenheiten, Hecken und Altgrasstreifen. Bei hoher Schneelage pflügen die Jägerinnen und Jäger mehrere kleine Flächen in Wiesen oder Saaten frei, damit die Tiere zu Grünäsung kommen.