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Tag der Jagd: Handwerk Jagd ist systemrelevant

12. Mai 2023

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Jägerinnen und Jäger tragen zu Umwelt- und Artenschutz bei. Jagd ist regionales Handwerk mit gesamtgesellschaftlichem Nutzen.

Anlässlich des Tags der Jagd am 15. Mai lud der NÖ Jagdverband Medienvertreter sowie Mitglieder zu einem gemeinsamen Termin nach St. Pölten. Dabei stellten Landesjägermeister Josef Pröll und Wildökologe Leopold Obermair den Jahresschwerpunkt 2023, das Handwerk Jagd, sowie den neuen, vollkommen überarbeiteten Jagdprüfungsbehelf vor. Dieser ist das Standardwerk für die Ausbildung von Jungjägerinnen und -jägern. Mit der Aus-, aber auch der steten Weiterbildung erwerben die Jägerinnen und Jäger wichtige Kompetenzen für die Ausübung des Handwerks Jagd. Präsentiert wurde zudem der Jahresbericht 2022, der sämtliche Leistungen der Jägerinnen und Jäger in Niederösterreich zusammenfasst. „Jägerinnen und Jäger erfüllen zahlreiche Aufgaben mit gesamtgesellschaftlichem Nutzen. Daher ist die Jagd systemrelevant. Sie sind zudem ehrenamtliche Natur- und Wildtierexperten, die die regionalen Gegebenheiten kennen. Das zeigt: Die Jagd ist regional und braucht wie der Naturschutz föderale Gesetze, die auf die Besonderheiten der Lebensräume, Wildtierbestände und Umwelt im Bundesland eingehen“, betont Pröll.

Naturschutz: „Andere reden, Jägerschaft handelt“

„Während andere reden, handeln die Jägerinnen und Jäger: Sie pflanzen Sträucher und Bäume, säen Wildäcker, hegen Wildtiere und sensibilisieren für die Bedürfnisse von Flora und Fauna“, betont Pröll. So wurden bei der Wildökolandaktion seit Bestehen insgesamt bereits 3,73 Millionen Sträucher und Bäume gesetzt. Ausgepflanzt entspricht es der Strecke von Wien nach Athen bzw. ca. 2.500 Fußballfeldern. Auch 2022 sind wieder 15 Hektar neu hinzugekommen. Die Jagd arbeitet bei der Lebensraumgestaltung intensiv mit Land- und Forstwirtschaft zusammen. „Die drei Säulen der Landnutzung sorgen gemeinsam für gesunde Natur- und Lebensräume, die ihre Funktionen erfüllen können. Es muss allen klar sein: Niemandem ist mit einer Spaltung der Gesellschaft geholfen. Aktuelle Herausforderungen lassen sich nur lösen, wenn alle gemeinsam anpacken.“

„Die Jägerinnen und Jäger erhalten zudem Tradition und Brauchtum und machen Niederösterreich zum Jagdmusikland Nummer 1, produzieren hochwertiges Wildbret und tragen zur Minimierung von Wildunfällen auf den Straßen bei. Das macht die Jagd zu einem Teil von Niederösterreich“, so Pröll. Auch aktuell haben die Jägerinnen und Jäger eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: die Kitzrettung. Sie tragen gemeinsam mit Landwirten Rehkitze und Junghasen sowie Gelege von bodenbrütenden Vögeln zur ersten Mahd aus Feldern aus und bewahren sie so vor Verletzungen bzw. Zerstörung durch das Mähwerk. Dadurch werden die Jungtiere, die auf ihre Tarnung vertrauen und nicht flüchten, geschützt. Aber auch landwirtschaftliche Nutztiere könnten durch verunreinigten Grasschnitt an Botulismus erkranken und verenden.

Der Landwirtschaft zugute kommen zudem die Maßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Dazu zählen die Ausbildung von ASP-Spürhunden gemeinsam mit der Polizei und die Bestandsregulierung, die sich im Bedarfsfall als besonders effizient erwiesen hat, um das Ausbreitungsrisiko zu minimieren. Dazu Pröll: „Die Jagd kommt ihrer Rolle als Partner der Land- und Forstwirtschaft nach!“

Obermair: Jagd passt sich stetig an

„Der Klimawandel verändert die Kultur- und Naturlandschaft sowie auch die Wildtierbestände. Gleichzeitig entwickeln sich die Technik und wissenschaftliche Erkenntnisse permanent weiter. Das hat Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, für die Wildhege und den Jagdbetrieb sowie das wildökologische Wissen, das für die Ausübung des Handwerks Jagd nötig ist“, so Wildökologe Obermair. „Die Jagd passt ihr Wissen, die Ausbildung und den Jagdbetrieb daher laufend an die neuen Gegebenheiten an. Teil dessen ist der neue Jagdprüfungsbehelf, der auf 832 Seiten einen großen Teil des Wissens zusammenfasst, das für die Ausbildung zur Jungjägerin oder Jungjäger nötig ist.“

Dementsprechend wurden mit der grundlegenden Überarbeitung wichtige Kapitel wie Hege, Jagdbetrieb, Bejagungsrichtlinien, Jagdwaffen und Optik, Sicherheit sowie Jagdhunde neugestaltet. Gänzlich neu hinzu kamen u.a. Kapitel zur Landwirtschaft und zum Ansprechen. Auch die Weiterbildung wird laufend optimiert. So gab es 2022 insgesamt 173 Seminarveranstaltungen zu unterschiedlichen jagdlichen Themen, die regionale Unterschiede berücksichtigen und zu einer standortgerechten Hege und Pflege der Lebensräume und Wildtiere beitragen.

Positive Mitgliederentwicklung

Lebensraumentwicklung, Wissen über die Natur sowie die Wildbretproduktion sind auch die Hauptgründe, das Handwerk Jagd zu erlernen. Dabei steigt der Zuspruch zur Jagd weiter an. Die Zahl der Mitglieder im NÖ Jagdverband lag am Jahresende 2022 bei 36.471 Mitgliedern – Tendenz weiter steigend. Besonders erfreulich ist der steigende Frauenanteil, der aktuell bei 10,5 Prozent liegt. Die Jagd wird aber nicht nur weiblicher, sondern auch jünger. Das Durchschnittsalter der angehenden Jungjägerinnen und -jäger liegt bei 34 Jahren und damit 20 Jahre unter dem aktuellen Altersschnitt der Mitglieder.