Jagdgesellschaft St. Margarethen an der Sierning
Projekt: Jäger schaffen Trittsteine. Jeder Quadratmeter zählt!
Seit den 1970er-Jahren verfolgt die Jagdgesellschaft St. Margarethen an der Sierning (Bezirk St. Pölten) eine klare Vision: In einer von Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft neue Lebensräume schaffen, wo durch Flurbereinigung, Hochwasserschutz und Flächenzusammenlegung viele Strukturen verloren gingen. Über mehr als vier Jahrzehnte wurden so schrittweise wertvolle „Trittsteine der Biodiversität“ geschaffen – vom Heckenstreifen über Feldhölzer bis hin zu Windschutzanlagen. Jeder Quadratmeter zählt und aus vielen kleinen Flächen entsteht ein großflächiges Netzwerk für Wildtiere, Insekten und Pflanzen.



Hintergrund & Motivation
Das 1.460 Hektar große Genossenschaftsjagdgebiet ist stark landwirtschaftlich geprägt, der Waldanteil liegt nur bei rund 10 Prozent. Nach der Flurbereinigung in den 1970er-Jahren war die Landschaft weitgehend ausgeräumt, Hecken, Raine und Flurgehölze verschwanden. Auch der Unterlauf der Sierning wurde durch harte Verbauung ökologisch entwertet. Diese Verarmung wollte die Jägerschaft nicht hinnehmen und startete eine langfristige Initiative: Schritt für Schritt die Attraktivität des Lebensraums erhöhen und Inseln der Vielfalt schaffen – mit viel Eigenleistung und Unterstützung der Grundeigentümer.



Kernmaßnahmen im Revier
Um den Rückgang der Biodiversität aufzuhalten, setzt die Jagdgesellschaft St. Margarethen an der Sierning auf ein Bündel an Maßnahmen, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Dabei gilt das Prinzip: jede sich bietende Chance nutzen und in wertvolle Lebensräume verwandeln. Aus kleinsten Flächen, Randstreifen und Brachen sind so Strukturen entstanden, die sich heute wie Trittsteine durch die Kulturlandschaft ziehen.
- Biotope & Strukturen: Anlage und Pflege von Feldhölzern, Biotopen und Windschutzanlagen; Aufwertung von Geländestufen, Randstreifen und Begleitvegetation.
- Anpflanzungen: Verwendung heimischer Laub- und Nadelhölzer sowie Sträucher, vielfach blühend und fruchttragend. Schutzmaßnahmen gegen Verbiss und Verfegen sicherten den Jungwuchs.
- Pflege & Erhalt: In den letzten Jahren liegt der Fokus verstärkt auf Erhalt und Pflege bestehender Flächen, um ihre Attraktivität langfristig zu sichern.
- Kooperationen: In enger Abstimmung mit Landwirten, Gemeindevertretung und der Pfarre wurden Flächen definiert und Maßnahmen abgestimmt. Auch Projekte mit der Landjugend (z. B. Pflanzungen und Wasserstellen) brachten zusätzliche Impulse.
In Summe wurden in über 40 Jahren mehr als 15.000 Pflanzen gesetzt, viele Flächen aktiv gepachtet oder von Mitgliedern bereitgestellt.



Ergebnisse & Wirkung
Die kontinuierliche Arbeit zeigt heute ein eindrucksvolles Ergebnis: Aus einer verarmten Agrarlandschaft ist ein vielgestaltiges Mosaik entstanden, das sowohl die ökologische Qualität als auch die Lebensqualität der Bevölkerung bereichert. Die Wirkung ist in Natur, Jagd und Gesellschaft sichtbar und messbar.
- Vielfältiges Landschaftsbild: Strukturreichtum durch Hecken, Feldhölzer, Windschutzstreifen und Uferbegleitvegetation – auch als Verschönerung des Ortsbildes wahrnehmbar.
- Artenvielfalt: Stabile Rebhuhnbestände (durch Monitoring belegt), nachhaltige Niederwildstrecken bei Hase und Fasan, gesunde Rehwildpopulation. Zahlreiche Bodenbrüter und Kleinsäuger wie Ziesel, Hamster oder Wiesel finden wieder Lebensraum.
- Langfristigkeit: Durch die jahrzehntelange Kontinuität ist ein stabiles Mosaik an Trittsteinen entstanden, das heute fest im Landschaftsbild verankert ist.



Besonderheiten laut Jury
Die Jury würdigte den außerordentlich langen Atem dieses Projekts, das über zwei Generationen hinweg mit großem persönlichem Einsatz getragen wird. Besonders positiv bewertet wurden die enge Kooperation mit Grundeigentümern, Gemeinde und Pfarre sowie die Fähigkeit, aus kleinen Gelegenheiten nachhaltige Lebensräume zu schaffen. Das Projekt gilt als vorbildliches Beispiel dafür, wie Jagdgesellschaften über Jahrzehnte Biodiversität sichern und agrarisch dominierte Landschaften ökologisch aufwerten können.
Foto-Credits: privat & Adobe Stock (Tiere)