Close

Tag der Jagd: Niederwild unter Druck

16. Mai 2019

Beitrag teilen:
Klaudia Tanner und Josef Pröll beim Tag der Jagd

15. Mai – Tag der Jagd: Dramatisch sinkende Besätze bei Niederwild – NÖ Jagdverband lädt im Herbst 2019 zu Niederwildgipfel

Der NÖ Jagdverband hat anlässlich des Tags der Jagd am 15. Mai in den Wiener Donauturm geladen. Im Zentrum standen dabei die Artenvielfalt und Maßnahmen, um die Besätze an Niederwild wie Rebhuhn, Fasan und Feldhasen und damit auch zahlreicher anderer Vogel- und Insektenarten anzuheben. Seit 2007 sinken die Niederwildbesätze zum Teil dramatisch, ebenso wie jener zahlreicher Singvogelarten, betonte Landesjägermeister Josef Pröll vor rund 140 Gästen: „Rebhuhn, Fasan, Feldhase und Co. benötigen eine aktive Gestaltung ihrer Lebensräume. Wir als NÖ Jagdverband sehen es als unsere Aufgabe, dem Niederwild als Indikator für Biodiversität und die Funktionalität des Ökosystems eine Stimme zu geben. Wir fordern daher eine breite Allianz aus Jägerschaft, Landwirtschaft und Agrarpolitik“, so Pröll. „Um hier Ideen, Konzepte sowie gemeinsame Maßnahmen zu erörtern und zu initiieren, laden wir im Herbst 2019 zu einem Niederwildgipfel ein. Wir müssen abgestimmt, koordiniert und überregional Maßnahmen setzen“, stellte Pröll klar.

GAP und ÖPUL für mehr Artenvielfalt nutzen

Josef Pröll fordert aber auch ein generelles, gesamtgesellschaftliches Umdenken: „Die Verbauung unserer Landschaften und damit der Wildlebensräume muss deutlich zurückgehen. Ebenso sollten wir wieder zu abwechslungsreichen und vielfältigen Landschaften mit Hecken sowie Brach- und Biodiversitätsflächen zurückkehren.“ Der NÖ Jagdverband will dazu die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft weiter ausbauen und das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) und die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) nutzen, um mehr Biodiversitäts- und Brachflächen sowie Anreizmodelle für die Landwirtschaft zu schaffen.

Die Vorgaben der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB) im Rahmen von ÖPUL 2021+ sollen etwa entsprechend geändert und einer wildtierfreundlichen Bewirtschaftung angepasst werden. „Einfache Maßnahmen können viel bewirken: Kein verpflichtendes Mähen und Häckseln und wenn, dann ab dem 1. August, von innen nach außen, mit Wildwarngeräten und ohne den Einsatz von Messerwalzen. Das wäre ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Wildtiere“, so Pröll. Im Rahmen der GAP könnte zudem wieder eine Bracheverpflichtung von mindestens zehn Prozent formuliert werden. „Nur so schaffen wir Lebensräume für Insekten und gleichzeitig die Grundlage für hohe Besätze an Niederwild“, unterstreicht Pröll. Die Leistungen der Landwirte seien dafür aus Sicht von Pröll auch entsprechend abzugelten.

Ursachen des Niederwild-Rückgangs

Der Besatzrückgang seit 2007 beläuft sich etwa beim Fasan auf ungefähr 60 Prozent. „Das Ende der Bracheverpflichtung im Rahmen der GAP hat zu einem starken Einbruch der Besatzzahlen geführt. Hier besteht also ein enger Zusammenhang, denn Brachflächen sind ein wichtiger Beitrag zur Äsung und Deckung für das Niederwild als Schutz vor Beutegreifern oder landwirtschaftlichen Maschinen“, unterstreicht Pröll. Rebhuhn und Fasan sind auf vielfältige Pflanzensamen sowie deren Küken auf Insekten als Nahrung angewiesen, um möglichst schnell zu wachsen. Jungfasane können dann etwa schneller aufbaumen und sind so besser vor Beutegreifern geschützt. „Hohe Verlustraten bei Jungfasanen sind unter anderem die Folge eines zu geringen Insektenvorkommens. Auch beim Feldhasen sind Brachflächen eine wichtige Deckung für Junghasen sowie Nahrungsgrundlage für die Häsinnen, um eine fettreiche Milch zu erzeugen. Nur so kann sie die Junghasen, die nur einmal täglich gesäugt werden, über die Runden bringen“, so Pröll.

Landwirtschaft und Jägerschaft als Treiber der Artenvielfalt

„Die Jägerschaft und die Landwirtschaft haben schon bisher eng und erfolgreich zusammengearbeitet. Seit 1967 etwa bei der Wildökolandaktion, in deren Rahmen in über 4.000 Projekten rund 3,6 Millionen Bäume und Sträucher gepflanzt wurden – damit könnte man die Strecke von Wien bis Athen auspflanzen. Die Jägerschaft initiiert auch selbst zahlreiche Projekte wie zum Beispiel die „Arbeitsgemeinschaft für nachhaltige Niederwildhege und Biodiversität“. Mit der Niederwildfütterung leisten wir zudem auch einen Beitrag für den Erhalt der Singvogelarten“, stellt Pröll klar.

Die Bilder können unterhalb in voller Größe heruntergeladen werden.

Anmerkung zur Verwendung der Bilder 4, 5 und 6: Das Nutzungsrecht beschränkt sich auf die einmalige Nutzung im Rahmen dieser Pressemitteilung!