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Forderungen an EU-Vertreter übergeben

6. Dezember 2019

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Delegation des NÖ Jagdverbandes diskutierte mit Österreichs Vertretern auf EU-Ebene die Herausforderungen und notwendige Maßnahmen für das Niederwild.

Eine Delegation des NÖ Jagdverbandes mit Landesjägermeister Josef Pröll, Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer und Wildbiologen Leopold Obermair hat im Zuge einer Brüsselreise österreichischen Vertretern auf EU-Ebene die beim Niederwildgipfel am 10. Oktober 2019 erarbeiteten Forderungen übergeben. In Gesprächen mit EU-Vertretern wurde zudem auf Regularien auf europäischer Ebene und Vorgaben der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) hingewiesen, die sich negativ auf die Entwicklung der Niederwildbesätze in Europa auswirken. „Die GAP ist ein wichtiger Fördermechanismus für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum in Europa. Änderungen haben daher erhebliche Auswirkungen für die Umwelt, die Biodiversität sowie den Zustand vieler jagdbarer sowie nicht jagdbarer Arten in den Agrarlandschaften“, so Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll. So gingen alleine in den letzten zehn Jahren die niederösterreichischen Strecken beim Feldhasen um 62 Prozent und beim Fasan um 75 Prozent zurück, während das Rebhuhn seit langem ein besorgniserregend niedriges Besatzniveau aufweist.

Im Zuge führte die Delegation des NÖ Jagdverbandes u.a. Gespräche mit

  • dem designierten EU-Budgetkommissar Johannes Hahn,
  • Andrä Rupprechter vom Generalsekretariat des Rates der EU,  
  • der ÖVP-Delegationsleiterin im EU-Parlament Karoline Edtstadler,
  • dem Abgeordneten zum EU-Parlament Alexander Bernhuber.

Förderrichtlinien müssen angepasst werden

Zum Erhalt des Niederwildes braucht es gemeinsame Anstrengungen, die sich auch in künftigen Förderrichtlinien wiederfinden müssen. Es sollen Mehrwerte für Biodiversität, Jagd und die Stärkung der Landwirtschaft geschaffen werden. Deshalb hat die GAP aus Sicht des NÖ Jagdverbandes in der Gestaltung auf europäischer Ebene folgendes zu berücksichtigen:

  • Die Unterstützung von landwirtschaftlichen Brache- bzw. Mehrnutzungsflächen ist zu erhöhen.
  • Auch bei der Bio-Landwirtschaft sind diese Flächen zu forcieren.
  • Die Biodiversitätsförderung für Landwirte ist zu erhöhen, denn Biodiversität muss sich für Landwirte lohnen. Direktzahlungen im Rahmen der GAP sollten Leistungen für die Biodiversität sowie Ökosystemleistungen einbeziehen.
  • Die EU-Mitgliedstaaten sind zur Aufnahme weitreichender Maßnahmen in ihre Strategischen GAP-Pläne zu verpflichten: Das Ziel „Beitrag zum Schutz der Biodiversität, Verbesserung von Ökosystemleistungen und Erhaltung von Habitaten und Landschaften“ sind um „Wiederherstellung und Management“ und „Schutz“ zu erweitern.
  • Die GAP sollte die Wiederherstellung von Habitaten im Agrarland über direkte Anreize (Säule I) sowie Anreize zur Entwicklung des ländlichen Raumes (Säule II) zwecks Erhöhung der Biodiversität in der Landwirtschaft fördern. Hierbei ist die Zusammenarbeit von Jägern und Landwirten zur Gewährleistung der Wiederherstellung wertvoller Habitate und der Erholung von Arten im Agrarland Europas von maßgeblicher Bedeutung.
  • In ihren strategischen GAP-Plänen haben die Mitgliedstaaten nationale bzw. regionale Prioritäten für jedes einzelne Ziel entsprechend der jeweiligen nationalen bzw. regionalen Erfordernisse zu setzen. Zur Festlegung dieser Prioritäten haben die Mitgliedstaaten zunächst eine „Bedarfsanalyse“ unter Einbindung sämtlicher maßgeblicher Interessenvertreter (einschließlich Landwirte, Jäger und anderer Verbände) und in enger Abstimmung mit der EU-Kommission durchzuführen.
  • Die Fruchtfolge der Zukunft muss Kriterien zur Steigerung der Biodiversität enthalten.
  • Flexiblere Programmhandhabung in Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels.

In Richtung EU-Kommission erachtet der NÖ Jagdverband folgende Schritte als notwendig:

  • Mitgliedstaaten müssen verpflichtet werden, klare Biodiversitätsziele festzulegen, deren Erbringung objektiv und systematisch geprüft werden kann.
  • Die Europäische Kommission sollte jedes Jahr in Form eines Leistungsberichts entsprechend der spezifisch festgelegten Ergebnisindikatoren solide und glaubwürdige Biodiversitätsdaten aus den Ländern erhalten, um die erzielten Fortschritte bewerten zu können. Zur Messung der Fortschritte und Leistungen in Bezug auf die festgelegten Ziele und ihrer Berichterstattung sind erprobte Monitoring- und Meldesysteme erforderlich, die systematisch, harmonisiert, glaubwürdig und unabhängig sein müssen.
  • Niederösterreich weist eine gut abgestimmte und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Jagd auf. Dieses Partnerschaftsprinzip sollte durch Einbindung der nationalen Behörden und Konsultation maßgeblicher Interessenvertreter und der Wissenschaft noch erhöht werden.
  • Nichtproduktive (aber landwirtschaftlich und ökologisch wertvolle) Habitate sollen wiederhergestellt werden.

Josef Pröll: Brauchen Allianz aus Jägerschaft, Landwirtschaft und Agrarpolitik

„Die niedrigen Niederwildbesätze sind ein gesamteuropäisches Problem und bedürfen daher auch einer europäischen Lösung. Dabei sind es vor allem die fehlenden Lebensräume, die sich negativ auf die Besätze auswirken. Die Landwirtschaft ist der Hauptgestalter des Lebensraums, daher müssen gemeinsam Antworten gefunden werden“, betont Josef Pröll, Landesjägermeister von Niederösterreich, und verweist auf den bereits seit Jahren guten Dialog zwischen Landwirtschaft und Jagd in Niederösterreich. „Für Landwirte muss es sich lohnen, Biodiversitäts-fördernde Maßnahmen umzusetzen. Hier braucht es ganz klar eine Umstellung der GAP hin zur Förderung von Leistungen für die Biodiversität.“

Zudem soll ein Fördertopf für freiwillige Biodiversitätsmaßnahmen, die Landwirte gemeinsam mit den Jägern setzen, geöffnet werden, so Pröll: „Hier braucht es dringend Impulse in die richtige Richtung, denn eines muss allen klar sein: Niederwild erhält man nicht mehr zum Nulltarif.“ Weitere Ansatzpunkte sind eine Sensibilisierung der Bevölkerung für ein wildtierfreundliches und -schonendes Freizeitverhalten sowie die Renaturierung ungenutzter und versiegelter Flächen. „Dazu braucht es einen Schulterschluss von Jägerschaft, Landwirtschaft und Agrarpolitik“, unterstreicht Pröll.