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Landesjägertag: Pröll fordert Schulterschluss

5. Mai 2024

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Künftige Herausforderungen für Lebensräume verlangen umfassende Zusammenarbeit und ganzheitliche Strategie. 78. Landesjägertag stand zudem im Zeichen der Leistungen der Jägerinnen und Jäger.

Am 4. Mai 2024 fand der 78. Landesjägertag des NÖ Jagdverbands statt. Im Fokus standen ein Rückblick auf das Hauptthema Handwerk Jagd im Jahr 2023 sowie auf den heurigen Schwerpunkt Lebensräume, der mit dem Expertenkongress Zukunft.Lebensraum gestartet wurde und nun mit Runden Tischen in Niederösterreichs Vierteln fortgesetzt wird. Die Botschaft ist klar: „Wild braucht Lebensraum und Lebensraum braucht Wild. Das Eine geht nicht ohne das Andere“, so Landesjägermeister Josef Pröll. Er verabschiedete zudem Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer, die ihr Amt mit 31. Mai 2024 zurücklegt, und stellte ihren Nachfolger ab 1. Juni 2024 vor: den bisherigen Stellvertreter und Wildökologen Leopold Obermair. Die Bundesministerin für Landesverteidigung Klaudia Tanner, der Bundesminister für Inneres Gerhard Karner, Niederösterreichs Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko und der Abgeordnete des Europaparlaments Alexander Bernhuber betonten in ihren Statements den Nutzen der Jagd für die Allgemeinheit und die Notwendigkeit einer breiten Zusammenarbeit über diverse Bereiche. Für die musikalische Umrahmung in der Arena Nova in Wiener Neustadt sorgten die Zillingdorfer Jagdhornbläser.

Pröll: gemeinsam anpacken und erfolgreich sein

„In den letzten Jahren gibt es eine besorgniserregende Entwicklung: Jene, die Verantwortung übernehmen und anpacken, werden unter Druck gesetzt und regulatorisch eingeschränkt. Wir fordern daher, Experten aus der Praxis wieder stärker in den politischen Dialog einzubinden, mit ihnen gemeinsam realistische Ziele und Strategien zu entwickeln und sie zu Ermöglichern zu machen“, so Pröll in seiner jagdpolitischen Rede. Um diesen Anspruch zu verstärken, setzt der NÖ Jagdverband dieses Jahr den Schwerpunkt Lebensräume. „Es geht darum, die Leistungen der Jägerinnen und Jäger und den Nutzen der Jagd, aber auch der Land- und Forstwirtschaft für die Allgemeinheit aufzuzeigen. Wir erkennen negative Entwicklungen durch den Klimawandel und den Faktor Mensch und wollen Lösungen anbieten.“

Berichte aus den Revieren zeigen, dass sich das Wildtierverhalten ändert: Das Gamswild zum Beispiel weicht durch den Klimawandel in tiefere Lagen aus und die Kitze finden durch den früheren Vegetationsbeginn eine schlechtere Äsung vor. Die Zersiedelung der Lebensräume wiederum schränkt das Rotwild bei den jahreszeitlichen Wechseln immer stärker ein. Daher fordert der NÖ Jagdverband u.a.

  • eine wildgerechte Bewirtschaftung in der Land- und Forstwirtschaft und einen Schutz der Einstände,
  • ganzheitliche Biodiversitätsstrategien unter Einbezug privater Flächen und des urbanen Raums,
  • ein Partnerschaftsprinzip aller Stakeholder bei der Strategieentwicklung und -umsetzung für attraktive Lebensräume,
  • eine Attraktivierung und Vernetzung von Lebensräumen sowie
  • klare Regeln für Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie Flächenverbrauch.

Hinzu kommen Kalamitäten und Schäden in den Lebensräumen, die enorme Herausforderungen mit sich bringen und ein Weckruf für eine intensivere und ganzheitliche Zusammenarbeit sein sollten, so Pröll: „Nur wenn wir alle von Anfang an zusammenarbeiten – ohne Dogmatismus und Ideologie –, werden wir erfolgreich sein. Die Herausforderungen der heutigen Zeit sind im Alleingang nicht zu lösen. Es bedarf eines Schulterschlusses aller Beteiligten, um gemeinsam Strategien und Maßnahmen zu erarbeiten sowie in der Folge umzusetzen. Die Jägerinnen und Jäger sind Experten bei Wildtieren, aber auch Lebensräumen, daher wollen wir Foren zur Verfügung stellen“, so Pröll.

Scherhaufer: Jahresbericht belegt Systemrelevanz der Jagd

„Diese Leistungen und die Entwicklungen in den Lebensräumen belegen eindeutig: Es braucht die Jagd mehr denn je! Der NÖ Jagdverband hat daher 2023 bei Veranstaltungen, bei Medienaktionen und in sozialen Medien das Handwerk Jagd thematisiert, den Nutzen verdeutlicht und betont, dass die Jagd systemrelevant ist“, betont Scherhaufer. Die Bilanz ist beeindruckend, wie der Jahresbericht 2023 zeigt. Demnach haben die Jägerinnen und Jäger in Niederösterreich

  • knapp 12 Hektar neuen Lebensraum im Rahmen der Wildökolandaktion, die gemeinsam mit der EVN und dem Landschaftsfonds des Landes Niederösterreich durchgeführt wird, geschaffen,
  • im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest über 30.000 Wildschweine entnommen,
  • ca. 7.000 neue Wildwarngeräte und -reflektoren angebracht, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen,
  • regionales, gesundes und hochwertiges Wildbret produziert,
  • über das Wilde Revier, das Kindermagazin Wilde Kids sowie Schul- und Revierbesuche Wissen über die Jagd und die Natur an Kinder weitergegeben sowie
  • das Angebot der insgesamt 139 Weiterbildungsseminare genutzt.
Hier geht es zum Jahresbericht 2023

„All diese Leistungen im Dialog mit der nicht-jagenden Bevölkerung aufzuzeigen, wird entscheidend sein. Denn nur so erhalten wir auch künftig optimale Rahmenbedingungen, um unseren Auftrag – das Handwerk Jagd – ausüben zu können“, so Scherhaufer.

Obermair folgt auf Scherhaufer

Im Rahmen des Landesjägertages kündigte Landesjägermeister Josef Pröll an, dass die langjährige Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer ihr Amt mit 31. Mai 2024 niederlegt. Er bedankte sich im Namen des NÖ Jagdverbands für ihr außergewöhnliches Engagement für die niederösterreichischen Jägerinnen und Jäger. Sie hat zahlreiche Projekte wie den Neuauftritt in der Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit, das Kindermagazin Wilde Kids und das virtuelle Wilde Revier, Veranstaltungen wie den Niederwild- und Jagdhundegipfel sowie den Expertenkongress Zukunft.Lebensraum initiiert und ihre juristische und jagdliche Expertise in den politischen Diskurs eingebracht. Pröll stellte zudem ihren bisherigen Stellvertreter, den Wildökologen Leopold Obermair, als ihren Nachfolger ab 1. Juni 2024 vor.  Er hat in den letzten Jahren federführend den Ausbau des Bildungswesens mitsamt Online-Kursen sowie wildökologische und Lebensraum-Projekte wie die Niederwild-Versuchsreviere oder die Wildökolandaktion vorangetrieben.


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