Close

Luchsmonitoring NÖ klärt Kuder-Herkunft

18. April 2024

Beitrag teilen:

Kuder Janosch zog aus Tschechien ins Waldviertel. Projekt belegt Stellenwert der Kooperation zwischen Jägern & Wissenschaft.

Anhand von Bildern ist es dem Luchsmonitoring des Landes Niederösterreich gelungen, die Herkunft des Kuders (männlicher Luchs) B799 – besser bekannt als Janosch – im nördlichen Waldviertel aufzuklären. Demnach kommt das Tier ursprünglich aus dem Waldgebiet südlich von Krumau an der Moldau in Tschechien und aus dem Wurf der Luchskatze B788 „Čertice“ vom Mai/Juni 2022. Das belegt die Fellzeichnung an der Innen- und Außenseite der Läufe.

Kuder Janosch wurde erstmals als eines von zwei Jungtieren 2022 durch tschechisch Kooperationspartner nachgewiesen sowie als bereits selbstständiges Tier Anfang Juli 2023 im Bereich Omlenice. Danach ist der Luchs in Richtung Osten abgewandert und hat eine Distanz von über 85 Kilometern zurückgelegt. In Österreich war der Erstnachweis östlich von Waidhofen an der Thaya Ende September 2023. Seitdem gibt es regelmäßig Nachweise.

Niederösterreich weist für Mitteleuropa eine beeindruckende Artenvielfalt auf. Um diese Vielfalt zu dokumentieren, investiert das Land Niederösterreich in Monitoringprojekte, die Erkenntnisse über die unterschiedlichen Arten ermöglichen. Diese fließen in die heimische Forschung und politische Strategien und Initiativen, die zu attraktiven Lebensräumen und damit auch zur Artenvielfalt beitragen. Die Existenz und das Wachsen von Populationen seltener Tierarten wie Luchs oder Wildkatze sind eine Bestätigung dieses Weges. und Antrieb zugleich, diesen Weg beharrlich weiterzuverfolgen.

„Das Beispiel Janosch zeigt, dass lokale Jägerinnen und Jäger einen Beitrag von internationaler Bedeutung leisten können. Wir zeigen wie Jagd und Artenschutz erfolgreich Hand in Hand arbeiten“, betont Landesjägermeister Josef Pröll. „Jägerinnen und Jäger leisten einen wichtigen Beitrag zur Forschungsarbeit über den Luchs. Dank ihrer Mithilfe können Nachweise gesammelt und dokumentiert werden. Sie melden Sichtbeobachtungen, Nachweise in Form von Rissen, Trittsiegeln oder anderen Spuren bzw. Fotos und Fotofallenbildern. Das zeigt einmal mehr, dass das Handwerk Jagd einen immensen Nutzen für die heimische Wildökologie-Forschung und damit die Allgemeinheit erbringt.“

Die Klärung der Herkunft ist der Arbeitsgemeinschaft Peter Gerngross (Silvestris e.U.) und Kirsten Weingarth-Dachs (Habitat – Wildlife Services) gelungen. Die Identifizierung war durch die Bereitstellung von Fotos durch Jägerinnen und Jäger sowie Grundbesitzern und den fachlichen Austausch zwischen Experten in Ober- und Niederösterreich, Tschechien – im konkreten Fall Tereza Mináriková – und Bayern möglich. „Der Luchs legt auf der Suche nach Revieren oft große Entfernungen zurück. Nur durch einen überregionalen Austausch mit Luchsforschern und Experten können wir Erkenntnisse sammeln, die die Erforschung der Verhaltensweisen ermöglichen. Das Luchsmonitoring im Auftrag des Landes Niederösterreich trägt dazu wesentlich bei“, betont Gerngross.

Das Luchsmonitoring in Niederösterreich dokumentiert die Verbreitung der Luchsindividuen im Waldviertel und südlichen Niederösterreich. Es erfasst mittels großflächigen Monitorings mit selbstauslösenden Kameras Luchs-Individuen, dokumentiert Nachwuchs und ermittelt Abwanderungsdistanzen. Dazu greifen die Forscher auch auf eingemeldete Nachweise zurück. Die Erkenntnisse fließen zudem in künftige Projekte ein. Die aktuelle Projektlaufzeit ist von 2021 bis 2024.

Über den Luchs

Der Luchs zählt zu den großen Beutegreifern und ist neben der Wildkatze das einzige katzenartige Haarraubwild in Niederösterreich. Er ist klar am typischen Pinsel auf den Ohren, dem Backenbart und der Stummelrute erkennbar. Zur Nahrung zählen Schalenwild wie Gams und Reh, Hasen, Vögel und Kleinsäuger. Der bevorzugte Lebensraum ist der Wald vom Hochgebirge bis in die Tieflagen, wo der Luchs Reviere besetzt, die er meist in der Dämmerung und Nacht durchstreift. Auch wenn der Luchs grundsätzlich heimlich ist und daher selten gesichtet wird, ist er durchaus in Zivilisationsnähe anzutreffen. Ausgewachsene Kuder erreichen ein Gewicht von bis zu 25 Kilogramm und können 12 bis 15 Jahre alt werden.