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Auf Natur & Wildtier-Bedürfnisse achten

14. Dezember 2021

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Zwei Rothirsche im Winter

NÖ Jagdverband appelliert, Wege freizuhalten, vorgesehene Parkplätze zu nützen und grundsätzliche Regeln in der Natur einzuhalten, um Wildtiere zu schonen.

Aufgrund der steigenden Technologisierung und Mobilität sowie der damit verbundenen Schnelllebigkeit im Alltag erholen sich die Menschen vermehrt in der Natur – v.a. während der Eindämmungsmaßnahmen gegen das Corona-Virus. Durch die zunehmende Freizeitnutzung hat sich auch der Druck auf Wildtiere erhöht, was gerade im Winter und aufgrund der Überlebensstrategien einzelner Arten enorme Auswirkungen haben kann: „Im Winter haben Wildtiere v.a. drei Bedürfnisse: Ruhe, Äsung und Deckung. Werden diese nicht ausreichend gedeckt, kommt es zu Wildschäden, hohen Fallwildzahlen oder zum Abwandern der Tiere. Der NÖ Jagdverband appelliert daher an die Bevölkerung, bei der Freizeitnutzung die Lebensräume des Wildes zu respektieren, sich im Wald ruhig zu verhalten und sich an die Regeln zu halten. Dann steht einer Erholung in der Natur nichts im Wege“, so Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll, der auf sechs grundlegende Regeln verweist, die der NÖ Jagdverband zusammengefasst hat:

  1. Immer auf (Forst-)Straßen oder markierten Routen und Steigen bleiben.
  2. Hunde an die Leine nehmen. Sie können Wildtiere hetzen, verletzen oder sogar töten. Es dient aber auch dem Schutz der Hunde: Momentan ist Hauptrauschzeit (Brunftzeit) beim Schwarzwild, das dadurch unruhiger ist.
  3. Aufenthalt in der freien Natur untertags und nicht in der Nacht sowie ruhiges Verhalten zu jeder Zeit.
  4. Drohnennutzung und Paragleiten einschränken, auf ausreichenden Abstand achten.
  5. Das Betretungsverbot von Fütterungsbereichen einhalten.
  6. Den eigenen Müll wieder mit nach Hause nehmen.

Kein Verständnis hat Pröll jedoch für die vielen Freizeitnutzer, die Parkverbote missachten und auf Forst- und Güterwegen sowie in Zufahrten in Niederösterreichs Wäldern parken. „Die Natur ist kein Parkplatz. Die Wege und Straßen sind vielmehr wichtige Transportwege für Land- und Forstwirte sowie für Jägerinnen und Jäger. Sie werden dadurch bei ihrer Arbeit behindert. Sollte es zudem zu Notfällen kommen, können die Rettungskräfte nicht zufahren. Daher werden Wildparker keinesfalls toleriert und kostenpflichtig abgeschleppt“, so Pröll.

Jägerinnen & Jäger unterstützen in winterlicher Notzeit

Die Wildtiere reagieren im Winter besonders sensibel auf Beunruhigung. Aufgrund der kalten Jahreszeit und fehlenden Äsung reduzieren sie ihre Bewegung sowie den Stoffwechsel und senken die Körpertemperatur ab, um wertvolle Energie zu sparen. Wird das Wild durch äußere Einflüsse wiederholt beunruhigt, verbraucht es durch Stress und oft kilometerlange Flucht mehr Energie, als zur Verfügung steht. Dadurch kann ein Erschöpfungszustand eintreten, der auch zum Tod der Tiere führen kann. Insbesondere im Winter nach ausgiebigem Schneefall und bei tiefem Schnee steigt das Risiko, da weniger Äsung bereitsteht und die Fortbewegung im tiefen Schnee mehr Energie fordert.

„Daher sind die Jägerinnen und Jäger im Winter und bei hohen Schneelagen im Einsatz, um die fehlende natürliche Äsung durch Vorlage von Futter zu kompensieren. Das ist insbesondere in höheren Lagen notwendig, da das Rotwild sein Winterverhalten an den Menschen sowie die Verbauung der Landschaft angepasst hat und in seinen Sommereinständen bleibt, die im Winter weniger Äsung bieten“, so Pröll. Mit der Fütterung in Notzeiten erhalten die Jägerinnen und Jäger die Bestände bei Reh- und Rotwild gesund und minimieren das Risiko von Wildschäden. Beim Niederwild setzen die Jägerinnen und Jäger ganzjährig Hegemaßnahmen, um natürliche Äsung und Deckung zu bieten. Sollte die Schneedecke den Boden geschlossen bedecken, füttern sie in Notzeiten aber auch zu oder pflügen kleine Flächen in Wiesen oder Saaten frei, damit die Tiere zu Grünäsung kommen.