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Kitzrettung: Schutz von Wild- & Nutztier

20. Mai 2020

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Jägerinnen und Jäger nutzen zur Rettung von Wildtieren vor der ersten Mahd moderne Hilfsmittel, aber auch bewährte Methoden wie Lampen und Jagdhund.

Video des NÖ Jagdverbands stellt Maßnahmen vor:

Ob moderne Hilfsmittel wie Drohne und akustische Warner oder klassische wie Jagdhund und Lampen: Im Mai sind die Jägerinnen und Jäger wieder verstärkt im Einsatz, um Rehkitze vor der ersten Mahd aus Feldern auszutragen oder zu vergrämen und so vor dem Mähtod zu bewahren. Wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und funktionieren, zeigt der NÖ Jagdverband nun in einem Video. „Die Jägerinnen und Jäger sind im Mai beinahe täglich in den Revieren im Einsatz, um die Landwirte mit unterschiedlichen Maßnahmen bei der Kitzrettung zu unterstützen. Wir bringen dazu die notwendige Expertise mit und tragen die Tiere artgerecht und schonend aus dem Feld oder der Wiese aus. Damit leisten wir einen Beitrag zum aktiven Tierschutz“, betont Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll. „Von der Kitzrettung profitieren auch die Landwirte. Denn dadurch kann Botulismus vorgebeugt werden, der durch verderbliche Fleischreste im Futter verursacht werden kann. Die Kitzrettung ist dabei ein gutes Beispiel von vielen für die hervorragende Zusammenarbeit von Jäger- und Landwirtschaft.“ Gerettet werden im Mai aber auch Gelege von Vögeln auf Äckern und Wiesen, damit diese bei der Bearbeitung mit Landmaschinen nicht zerstört werden. Aufgrund des trockenen Wetters beschicken die Jägerinnen und Jäger zudem bereits Wassertränken für das Niederwild.

Ende April beginnt die Setzzeit beim Rehwild. Die jungen Kitze werden dann in den ersten Lebenswochen von der Geiß im hohen Gras versteckt. Dadurch sind sie jedoch auch für Landwirte für die aktuell startende ersten Mahd in der Landwirtschaft quasi unsichtbar. Jahr für Jahr kommen so zahlreiche Rehkitze bei der ersten Mahd zu Tode oder werden verstümmelt, denn ein Schutzreflex sorgt dafür, dass sie auch bei Gefahr regungslos bleiben und nicht flüchten. Sie verlassen ihren Liegeplatz in den ersten Lebenswochen nur, um zu trinken oder sich von der Geiß putzen zu lassen. Generell ist wichtig, dass Kitze – auch wenn sie verwaist wirken – keinesfalls berührt werden, denn ein Fremdgeruch führt dazu, dass die Geiß das Kitz verstößt. Daher unterstützen Jägerinnen und Jäger die Landwirte bei der artgerechten und schonenden Kitzrettung.

Drohne mit Infrarotkamera: 95-prozentige Erfolgsquote

Um das zu verhindern, arbeiten die Jägerinnen und Jäger mit den Landwirten zusammen, um die Kitze aus dem Feld auszutragen und zu retten. Dabei nützen Jägerinnen und Jäger zunehmend moderne Technik wie Drohnen mit Infrarotkamera. Da Rehkitze eine höhere Temperatur als der Boden haben, werden sie auf der Infrarotkamera sichtbar. Daher muss die Kitzrettung zeitig in der Früh erfolgen, wenn der Boden noch kühler und die Tiere besser sichtbar sind. Die Helfer werden dabei vom Drohnenpiloten an die richtige Stelle geführt und können die Tiere an den Feld- und Wiesenrand austragen. Um zu verhindern, dass die Kitze menschlichen Geruch annehmen und in der Folge von der Geiß verstoßen werden, tragen die Helfer Handschuhe und nützen natürliche Materialien sowie etwas Gras beim Austragen. Nach der Mahd wird das Kitz wieder an eine Stelle nahe dem Fundort gebracht und freigelassen. Geiß und Kitz finden dann durch fiepen einander wieder. Diese Technik ist bereits enorm fortgeschritten und verzeichnet eine Erfolgsquote von 95 Prozent.

Hund, Wildsirene und Lampen sind effizient und schonend

Auch drei weitere Methoden werden von Jägerinnen und Jägern den Landwirten angeboten und erfolgreich angewendet:

  • Am Tag vor der Mahd können die Flächen etwa mit einem Jagdhund durchschritten und Wildtiere aufgrund des Hundegeruchs vergrämt werden. Die Geißen bringen dann in der Nacht die Kitze aus dem Gebiet. Beim Durchschreiten werden aber auch Kitze gefunden und aus der Wiese gebracht.
  • Eine weitere effiziente Methode, die mit wenig Aufwand umgesetzt werden kann, sind Wildlampen: Am Vorabend der Mahd werden diese von Jägerschaft gemeinsam mit dem Landwirt am Rand oder in der Wiese platziert und eingeschaltet. Durch die Lichtreflexe werden die Tiere beunruhigt, weshalb die Geiß das Kitz aus dem Feld führt.
  • Der Wildwarner oder eine Wildsirene werden an der Landmaschine angebracht und während der Mahd eingeschaltet. Aufgrund des Hochfrequenztons verlassen Wildtiere die Fläche. Bei der Mahd ist aber auch die richtige Mähtechnik eine wichtige Maßnahme: Mähen die Landwirte von innen nach außen, können Wildtiere besser fliehen. Bei Feldern neben Straßen sollte bei der Straße begonnen werden, damit die Tiere von der Straße wegfliehen.

Trockenheit: Jägerinnen und Jäger unterstützen Niederwild

Aber auch in der Niederwildhege sind die Jägerinnen und Jäger bereits in den Revieren im Einsatz. Denn aufgrund der Hitze und der Trockenheit im Frühjahr beschicken sie bereits Wassertränken in den Revieren, um das Niederwild mit entsprechend sauberem Wasser zu versorgen. „Die Trockenheit sorgt dafür, dass sich auch die Kulturen und Beikräuter nur langsam entwickeln. Daher fehlt dem Niederwild entsprechend Wasser, Äsung und Deckung“, so Pröll. „Vor allem die Jungtiere des Niederwilds sind auf Wasserstellen und wasserreiche Nahrung in unmittelbarer Umgebung angewiesen.“