Jagdgesellschaft Großengersdorf
Projekt: Lebensraumverbesserung in der Feldflur
Seit 2018 setzt die Jagdgesellschaft Großengersdorf (Bezirk Mistelbach) ein groß angelegtes Programm zur Aufwertung der Feldfluren um. Auf zunächst kleinräumigen, gemeindeeigenen Ackerflächen startete das Projekt und wird bis 2032 Schritt für Schritt erweitert. Ziel ist ein zusammenhängendes Biotopverbundsystem, das die Artenvielfalt fördert und einen nachhaltigen Lebensraum für Wildtiere, Insekten und Pflanzen schafft.



Hintergrund & Motivation
Das 1.550 Hektar große Revier ist stark landwirtschaftlich geprägt, beherbergt aber auch Wälder, Teiche und Bachläufe. Besonders hervorzuheben sind die historischen Sanddünen mit Kiefernwäldern aus der Zeit Maria Theresias, die heute wertvolle Rückzugsräume für viele Tierarten bilden. Intensive Nutzung, Klimawandel, Beutegreifer und Verkehr haben den Druck auf die Artenvielfalt erhöht. Mit dem Projekt reagierte die Jagdgesellschaft Großengersdorf, um Flächen, die bisher regelmäßig gemulcht und ökologisch wertlos waren, in blühende Lebensräume zu verwandeln. Gleichzeitig wird die Bevölkerung sensibilisiert und werden positive Akzente für das Bild der Jagd gesetzt.
Kernmaßnahmen im Revier
Um die Artenvielfalt langfristig zu sichern, setzt die Jagdgesellschaft Großengersdorf auf einen stufenweisen Ausbau ökologisch wertvoller Flächen. Dabei werden Ackerstücke, die zuvor ökologisch kaum Bedeutung hatten, in blühende Lebensräume verwandelt. Jede Etappe baut auf den Erfahrungen der vorherigen auf – von ersten Pflanzungen über aufwendige Bewässerungen bis hin zum geplanten großräumigen Biotopverbund.
- Fläche I (2018): Auf 1,5 ha wurden 600 Sträucher, 90 Wildobstbäume und Blühmischungen gepflanzt. Eine spezielle Wildblumenmischung, abgestimmt auf die sandigen Böden, sorgt langfristig für Artenvielfalt.
- Fläche II (2020): Weitere 1 ha wurden mit rund 1.800 Sträuchern und Bäumen bepflanzt, ergänzt durch Blühstreifen. Trockenperioden machten aufwendige Bewässerung nötig, die dank großem Arbeitseinsatz gelang.
- Fläche III (2024/25): Auf 1 ha folgten 1.940 Sträucher und Bäume in Reihen, kombiniert mit Blühmischungen. Erneut war intensives Bewässern entscheidend für den Erfolg.
- Fläche IV (Ausblick): In den nächsten Jahren sollen weitere 3 ha integriert werden. Ziel ist ein großflächiges, stabiles Ökosystem in Kombination mit bestehenden Wäldern und einem Feuchtbiotop.
Ergänzend dazu gibt es dauerhafte Wasserstellen, Wildunfallprävention durch Reflektoren und Fütterungen, die auch Vögeln zugutekommen.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Umweltbildung: Seit über 25 Jahren besteht die Kooperation mit der Volksschule („Schule und Jagd“). Kinder werden durch Revierführungen, Infomaterialien und Nistkästen spielerisch an Natur- und Artenschutz herangeführt.



Ergebnisse & Wirkung
Die ökologisch aufgewerteten Flächen zeigen schon heute Erfolge:
- deutliche Zunahme von Insekten, Vögeln und Niederwild, bestätigt durch ein begleitendes Feldhasen-Monitoring,
- positive Resonanz aus der Bevölkerung,
- Reduktion der Freizeitnutzung auf den Flächen, wodurch Störungen verringert werden,
- Imagegewinn für die Jagd als aktiver Naturschutzpartner.
Besonderheiten laut Jury
Die Jury betonte den langfristigen Ansatz des Projekts, die systematische Erweiterung der Flächen und die Kombination von praktischer Biotopgestaltung mit Bildungsarbeit. Besonders positiv bewertet wurde der hohe persönliche Einsatz bei Pflanzung und Bewässerung sowie die enge Einbindung der Gemeinde und der Volksschule. Das Projekt gilt damit als vorbildliches Beispiel, wie Jagdgesellschaften in Kooperation mit Partnern großräumige Lebensräume schaffen können.



Foto-Credits: privat & Adobe Stock (Tiere)
