Hitzewelle: Einsatz für Niederwild

Neben Maßnahmen für attraktive Lebensräume unterstützen Jägerinnen und Jäger mit Wasser und Futtervorlage. Monitoring und wissenschaftliche Projekte bringen wichtige Erkenntnisse.
In Österreich naht die nächste Hitzewelle mit Tagen, an denen es wieder vermehrt über 30 Grad Celsius haben wird. Das macht Menschen und Wildtieren gleichermaßen zu schaffen. Besonders für das Niederwild kommt hinzu, das aufgrund der Ernte Schatten, Nahrung und Schutz fehlen. Die Jägerinnen und Jäger sind daher in den Revieren im Einsatz und setzen gemeinsam mit Landwirten Maßnahmen, um die Lebensräume zu attraktivieren und das Niederwild im Kampf gegen die Hitze zu unterstützen. Sie schaffen Feuchtbiotope, Teiche und Wasserstellen, setzen Bäume und Sträucher oder säen Wildäcker, Brachflächen und Blühstreifen. Zudem befüllen und reinigen die Jägerinnen und Jäger Futterkübel und Wasserstellen, die Hase, Rebhuhn und Fasan lebensnotwendige Äsung und Flüssigkeit bieten. Um energiezehrende Fluchten zu vermeiden, sensibilisieren Jägerinnen und Jäger Menschen für wildgerechtes Verhalten, etwa den Hund anzuleinen, auf markierten Wegen zu bleiben und sich Tieren nicht zu nähern.
„Jägerinnen und Jäger erbringen eine Vielzahl von Aufgaben und leisten einen essenziellen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung von klimafitten und Wild-geeigneten Lebensräumen. Das gewährleistet gesunde Wildbestände, die mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen“, so Niederösterreichs Landesjägermeister Christoph Metzker. „Das Handwerk Jagd ist weitsichtig und nachhaltig, daher werden nicht nur kurzfristig Maßnahmen gesetzt, sondern Lebensräume entwickelt und erhalten. Zuvor gesetzte, dauerhafte Hegemaßnahmen machen sich im Sommer besonders bezahlt. Die angelegten Feuchtbiotope, Brachflächen und Einstände bilden ein wichtiges Rückzugsgebiet für das Niederwild, aber auch eine Vielzahl von Tieren, Vögeln und Insekten. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt in der Natur.“
Wir für Bienen: Blühwiesen als Rückzugsfläche
Unter dem Motto „Jäger geben Bienen eine Heimat“ hat der NÖ Jagdverband in diesem Jahr 3.200 kg Saatgut an Jägerinnen und Jäger verteilt. Sie schaffen damit wichtigen Lebensraum für unterschiedliche Tierarten und Futterflächen für Bestäuber wie etwa Honig- und Wildbienen. Der NÖ Jagdverband gibt das Saatgut im Rahmen der Initiative „Wir für Bienen“ des Landes Niederösterreich und der Landwirtschaftskammer Niederösterreich aus. Als Teil des Projekts werden auch Tafeln aufgestellt, die in den Blühflächen zur Information der Passanten aufgestellt werden. Sie sollen aufzeigen, dass jeder einen Beitrag zu einer hohen Artenvielfalt leisten kann.
Wildökolandaktion schafft Lebensraum
Zur Attraktivierung des Lebensraums pflanzen Jägerinnen und Jäger ganzjährig gemeinsam mit den Landwirten Randstreifen, Hecken, Sträucher, Gebüsch, Bäume, Blüh- und Brachflächen sowie Zwischenfrüchte. Dadurch findet das Niederwild Einstandsflächen und Äsung vor, zudem werden die Nahrungs- und Deckungsverluste in der Erntezeit kompensiert. Die Wildökolandaktion unterstützt die Jägerinnen und Jäger. Damit fördern der NÖ Jagdverband, die EVN und der Landschaftsfonds des Landes Niederösterreich den Kauf von Pflanzen zu 80 Prozent. 2024 wurden insgesamt 17.945 Bäume und Sträucher gepflanzt und damit 21,77 Hektar neuer Lebensraum geschaffen.
Monitoring stützt Maßnahmen
Die Jägerinnen und Jäger beteiligen sich an wissenschaftlichen Studien und Monitorings, indem sie Daten über Lebensräume und ihre Bewohner sammeln. Diese langfristigen Beobachtungen haben einen wichtigen Nutzen: Sie unterstützen die wildökologische Forschung, ermöglichen das Erkennen von Veränderungen und geben ihnen wichtige Informationen über die Wildbestände in ihrem Revier. Daraus können sie optimale Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume ableiten und gesunde Bestände sichern.
Nach 2015 wurde im Jahr 2024 zum zweiten Mal eine Erhebung zum Verbreitungsgebiet und der Reproduktion des Rebhuhns in Niederösterreich durchgeführt. 1.080 Jagdausübungsberechtigte nahmen teil. Das Ergebnis zeigt den hohen Nutzen der Jagd, denn seit der Erhebung 2015 entwickeln sich die Bestände deutlich positiv: Die Gesamtzahl der Rebhühner stieg um 55 Prozent, die Kükenanzahl um 57 Prozent sowie die maximale Brutpaarzahl um 47 Prozent. Errechnet wurden dabei 80.000 Rebhühner, wovon nicht einmal 1.000 Stück erlegt werden – das zeigt, dass die Bejagung nachhaltig ist.
Der NÖ Jagdverband hat zudem Niederwildversuchsreviere ins Leben gerufen, in denen wissenschaftlich begleitet unterschiedliche Hegemaßnahmen gesetzt und hinsichtlich Besatzsteigerung evaluiert werden. Das Wachstumspotential der Rebhuhn-Population in Niederösterreich hat mit den genannten Maßnahmen jedoch weiterhin Steigerungsmöglichkeiten. Um den positiven Trend der Rebhuhn-Populationen fortzuführen, bleiben deshalb ein durch die Jägerschaft ermöglichtes Monitoring und genannte Hegemaßnahmen auch in Zukunft unverzichtbar.
Downloads
- Bild 1: Das Rebhuhn mag es kleinteilig. Jägerinnen und Jäger schaffen gemeinsam mit Landwirten gut strukturierte und vielfältige Lebensräume. (Credits: Reiner Bernhardt)
- Bild 2: Jägerinnen und Jäger befüllen Tränken und legen Futter vor, um das Niederwild wie Feldhase, Fasan und Rebhuhn bei Hitze zu unterstützen (Credits: Martin Grasberger).